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Junge Römer

  • michelpoiccarrd
  • 31. Okt. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Dieser Blogpost ist zwei großen Reisenden gewidmet, die ebenfalls in Rom waren und es besser gemacht haben: Christian Kracht und Eckhart Nickel.

Es war eben eine andere Zeit.


Mit leichter Verspätung kamen wir am Flughafen Rom-Fiumicino an.

Nachdem zunächst einige Zeit zur Orientierung verstrich, entschieden wir uns am Schalter gegen den aus unserer Sicht viel zu teuren „Roma Pass“ und bekamen wenige Meter weiter sogleich ein Taxi.

Die Luft war heiß und drückend – mediterranes Klima – und mir ging auf, dass Rom ja auch einen Stadtstrand besitzt.

Während wir in dem geräumigen Toyota über die Autobahn zu unserer Wohnung in Trastevere bretterten, ging ich in Gedanken die Stationen und Sehenswürdigkeiten durch, die wir dieses Jahr in Rom unbedingt besuchen wollten.


Glücklicherweise lagen unsere Vorstellungen eines gelungenen Städtetrips nicht weit auseinander: ein bisschen Kultur, ein bisschen shoppen und vor allem: gut essen!

(P. entwickelte sich im Laufe der Reise zu einem echten „Gelato“-Experten und probierte in jedem zweiten Eisladen, um die kulinarischen Eindrücke gekonnt analytisch miteinander zu vergleichen. Der Sieger war eine Eisdiele direkt in unserem Wohnviertel, die Sorte „Mango-Schokolade“.) 


Schon bei der Anreise dünkte uns, es waren mehr deutsche Urlauber als italienische Heimkehrer an Bord, und jetzt in Rom angekommen, hörten wir an jeder zweiten Ecke deutsches Gemurmel und Stimmengewirr.

Die Ferienwohnung, die wir über „Airbnb“ angemietet hatten, lag direkt an der Piazza San Cosimato in Trastevere, auf der von Montag bis Samstag ab halb sieben Uhr morgens von fleißigen Einheimischen ein Obst- und Gemüsemarkt aufgebaut wurde.

Obwohl es sich bereits um meinen dritten Besuch in der ewigen Stadt handelte, kann ich bis heute nicht sagen, dass ich sonderlich viel von ihr gesehen hätte.

Dies lag auch daran, dass man sich ohne den erwähnten „Roma Pass“ überall an aberwitzig langen Schlangen zu den Sehenswürdigkeiten anstellen musste.

Meist war uns das Verpassen dieser Ruinen von ohnehin fragwürdiger Wichtigkeit egal – beim Pantheon jedoch schmerzte es ein bisschen.


Aus kultureller Sicht war mein Höhepunkt dieses Rombesuchs dann daher auch mit Abstand die „Galleria Nazionale d'Arte Moderna“.

Die einzigen Vergleiche, die ich zulassen würde, wären vielleicht „Garage“ in Moskau oder das „Metropolitan Museum“ in New York.

Während wir mit offenen Mündern durch die wunderbar weitläufigen, hellen Räumlichkeiten der Nationalgalerie spazierten, erkundigte sich unvermittelt eine kleine, schlecht frisierte Berlinerin, die offenbar unserer Unterhaltung beigewohnt hatte, nach dem Titel eines Films, der hier gezeigt wurde und über den ich mich eben noch mit P. ausführlich ausgetauscht hatte.

„Noch eine Deutsche!“, dachte ich nur, aber beantwortete ihr dann freundlich sämtliche Fragen.

 

Anderntags machten wir uns auf den Weg in ein eher unscheinbares Wohnviertel, um uns den „Mercatino“, einen bei den Römern beliebten Antik-Flohmarkt, anzuschauen. Die Preise waren vollkommen absurd und die Gegenstände, die zum Verkauf standen, rochen wie der Laden selbst nach alten Leuten.

Handelte es sich doch größtenteils um Nippes, den man so in Berlin bei jeder zweiten Wohnungsauflösung oder am Straßenrand finden konnte, zogen wir weiter.  

 

Am liebsten aber waren mir unsere abendlichen Spaziergänge durch Trastevere.

Das Viertel ist inzwischen so durch-gentrifiziert, dass es für Einheimische kaum noch erschwinglich ist, hier zu leben. Wir zahlten für drei Nächte in unserer Ferienwohnung immerhin etwas mehr als für eine Übernachtung im Doppelzimmer im „Westin“.

In der ersten Nacht kamen wir, müde und abgespannt von der Anreise, nicht dazu, uns besonders viel der näheren Umgebung zu erschließen.

Wir landeten in einem Second-Hand-Shop für Klamotten und wunderten uns über die Discokugel an der Decke und Funkmusik aus den Boxen (da hätten wir ja gleich in Berlin bleiben können!).

Die kommenden Abende waren ergiebiger.

Bei lauen Temperaturen um die zwanzig Grad bewegten wir uns durch die Gassen.

Ein Mysterium, das wir bis zur Abreise nicht lösen konnten und mit nach Deutschland nehmen mussten, waren die rätselhaften Schlangen, die sich um manche Häuserecken bildeten. Sie schienen erst endlos, um dann abrupt vor einem Blumenkübel oder einer mit Graffiti versehenen Häuserwand aufzuhören.  

 

Kulinarisch hielten wir uns stets an die Klassiker: Pizza, Pasta und im „Giano“-Restaurant, auf dem Gelände des „W“-Hotels, ein ordentliches Tiramisu. „Tutto delizioso!“

 

Da wir viel Bus oder mit dem Uber fuhren, entwickelte sich die App „City-Mapper“ zu einem essenziellen Bestandteil dieser Reise, da sie ÖPNV, Taxen, Uber oder E-Scooter vereint. Kein lästiges Fahrplanlesen, und auf die Anzeige im Bus mussten wir auch nicht achten, da einen das Programm per Vibration zwei Stationen vor Ausstieg an selbigen erinnert. Den Tipp hatte ich vom ausgezeichneten Podcast „Reisen reisen“. P. war mit derlei Spielereien natürlich längst vertraut.

 

Unter den „greatest hits“ unserer Urlaubserlebnisse sind außerdem ein Saxophonist im Giardino degli Aranci, dem Orangengarten mit Blick auf den Petersdom; viel zu teure Drinks im besten Hotel der Welt, dem „Westin Excelsior“, und ein Plattenladen mit riesiger Italo-Disco-Abteilung.

 

Ich denke, die Bilder sprechen für sich.









 
 
 

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While this town is busy sleeping, And all the noise has died away. I walk the streets to stop my weeping, 'Cause she just can't change...

 
 
 

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