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Verloren in der Wüste, gefunden im Herzen: Wim Wenders‘ „Paris, Texas“

  • michelpoiccarrd
  • 7. Sept.
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 27. Sept.

Lange her, dass ich diesen Film das erste Mal sah!

Jedoch erinnere ich mich noch genau!

Mit fünfzehn fuhr ich jeden Sonntagabend zu einem damaligen Freund und schaute mit ihm gemeinsam immer einen „Arthaus“-Klassiker, bevor am nächsten Morgen die stressige, neue Schulwoche begann.

Die Filme bezogen wir aus den örtlichen öffentlichen Bibliotheken auf DVD.

Meist handelte es sich um ausgewählte Kulturgüter aus der Reihe der „Cinemathek“ der Süddeutschen Zeitung.

Gilt das Trägermedium DVD heute eher als überholt, so kann ich doch zumindest die Auswahl der in dieser Reihe genannten Filme auch jetzt noch wärmstens empfehlen.

Wir schauten Vorkriegsfilme in schwarz-weiß wie „Top Hat“ oder ergötzten uns an den schnellen Schnitten und genialen Dialogen in Godards „Außer Atem“.

„Paris, Texas“ reihte sich dort mühelos ein, eher noch stach der Film heraus.

Er war zu gut. Er brilliert auf so vielen Ebenen. Da wären die vielschichtigen, best-besetzten Charaktere, der Dialog, die unerreichte kunstvolle Bildsprache und Kameraarbeit von Robby Müller, der Plot, der sich Zeit nimmt, erzählt zu werden – ohne jemals dabei zu langweilen.

Kurzum: ein Meisterwerk.

Nach Harry Dean Stantons Rolle Travis in dem Film benannte sich 1990 eine (furchtbar schlechte) Indie-Rockband aus Glasgow.

In einem Interview um die Zeit mit Roger Willemsen bricht Stanton nach dessen Aussagesatz „Sie sind einsam“ in Tränen aus. Seine Antwort hallt nach: „Wissen Sie woher ‚alone‘ kommt? ‚All one‘.“

Willemsen beteuerte später, er wolle kein „Witwenschüttler“ sein, ließ die Stelle jedoch im Nachgang auch nicht herausschneiden.

Regisseur Wim Wenders feierte am 14. August dieses Jahres seinen achtzigsten Geburtstag.

Einen Anlass, den die Journalisten Jochen Wegner und Christoph Amend nutzten, um ihn jüngst in den Endlos-Interview-Podcast der Zeit „Alles gesagt?“ einzuladen und gut sieben Stunden mit ihm zu plaudern.

(Man sollte sich von solchen Zahlen nicht abschrecken lassen! Ich bin inzwischen selbst ein großer Fan des genannten Podcast. Wichtig ist, sich die Zeit einzuteilen und etappenweise zuzuhören).

Auch der Soundtrack zu „Paris, Texas“ ist grandios (und da es ihn nicht vollständig bei Spotify gibt, überlege ich bereits, mir die Schallplatte bei Discogs zu kaufen).

Nach all der Zeit sah ich gestern allein den Film an einem finsteren Spätsommerabend auf meiner Couch zum zweiten Mal und kann sagen: er trifft noch immer ins Herz.

Und das Gute: Ihr könnt es mir nachtun! Den Film gibt es, wie vieles andere von Wenders, aktuell in der Arte-Mediathek.  

 

Es mag verwirren, aber ich habe mich bewusst dagegen entschieden, näher beschreibend auf die Handlung einzugehen.

Bitte nutzt dafür den Trailer oder schaut ihn am besten einfach so, freien Herzens.

 

 


 
 
 

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