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Ein Denkmal für Michel Petrucciani

  • michelpoiccarrd
  • 10. Feb. 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 18. Feb. 2024

Langsam bekomme ich ein schlechtes Gewissen, so häufig YouTube-Videos auf diesem Blog zu verlinken (und dafür nicht wenigstens schon ein großzügiges Sponsoring vereinbart zu haben)!

Wie immer gibt es aber auch dieses Mal vorab etwas Text:

 

Es soll hier um zwei Männer aus der Kulturlandschaft gehen, die mich tief beeindruckt und geprägt haben, und deren Wege sich das erste Mal Mitte der Neunziger kreuzten.

Den Publizisten und Moderator Roger Willemsen und den an Glasknochen erkrankten Jazzpianisten Michel Petrucciani.

Sie vereint nicht nur das unglaubliche Talent in ihrem jeweiligen Metier, sondern tragischerweise auch die Tatsache, dass sie beide bereits viel zu früh verstorben sind.

Zwei Enthusiasten, ausgestattet mit einer ansteckenden, überbordenden Daseinsfreude und einem immensen Lebenshunger.

Als Roger Willemsen an jenem Tag im Jahr 2016 nach kurzer Krankheit den Kampf gegen den Krebs verlor, machte ich gerade die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger und war neben meinem Deutschlehrer der einzige Betroffene im Raum.

Es war der erste Tod eines Prominenten, der mich wirklich berührte.

Wie so viele hatte auch ich den Eindruck durch seine zahlreichen Bücher und Interviews, Roger wirklich gekannt zu haben.

Michel Petrucciani hingegen hatte ich erst auf dem Schirm, als dieser schon verstorben war.

Dass ich ihn überhaupt kenne, habe ich - wie so vieles - auch Roger zu verdanken.

 

Roger Willemsen, der seine Fernsehkarriere 1991 beim Pay-TV-Sender „Premiere“ durch puren Zufall begann, bekam bereits drei Jahre später seine eigene Talkshow „Willemsens Woche“ im ZDF angeboten. Als jemand, der zeit seines Lebens dem Jazz verschrieben war, wünschte sich Willemsen den damals bereits außerordentlich erfolgreichen Michel Petrucciani als musikalischen Sidekick für die Sendung. Als er ihn nach einem Konzert im Backstage schließlich abpassen konnte, lautete dessen Kommentar nur: „Will do that“.

Willemsen reiste ab, ohne recht daran zu glauben, dass dieses Versprechen halten sollte.

Doch: genau so kam es. Nicht nur das. In einem Interview erinnert sich Michel Petrucciani an die gemeinsame Fernsehzeit als die glücklichste seines Lebens. Ein Kompliment, das Roger sicher geschmeichelt haben dürfte.

 

Die Sendung wurde 1998 nach einigen investigativen Interviews mit Politikern oder dem damaligen „Focus“-Chef Helmut Markwort, die Willemsen u.a. eine Rüge des Fernsehrats bescherten, und immer schlechteren Einschaltquoten eingestellt. Es folgten Formate wie „Willemsen – ein Fernsehgespräch“ oder „Gipfeltreffen“.

Im Jahr 2002 verabschiedete sich Willemsen gänzlich vom Fernsehen und wandte sich mehr seinen Büchern und Bühnenprogrammen zu.

 

Michel Petrucciani war da bereits verstorben. Er starb 1999, ein Jahr nach Einstellen der gemeinsamen Sendung, an den Folgen einer Lungenentzündung.

Bei seiner Geburt sollen die Ärzte seinen Eltern prophezeit haben, dass er sein dreißigstes Lebensjahr nicht erreichen würde. Er wurde schließlich sechsunddreißig und sollte sich jeden weiteren Geburtstag, den sie gemeinsam feierten, daran erfreuen, sie Lügen gestraft zu haben.

 

Der unten verlinkte Dokumentarfilm „Non Stop – Eine Reise mit Michel Petrucciani“ entstand 1996 unter der Regie von Roger Willemsen.  

Zu sehen ist er im englischen Original mit französischen Untertiteln.

Er beginnt im Garten des Hauses von Schauspiellegende Charlotte Rampling und endet auf einem Wolkenkratzer in New York.

Zu viel möchte ich nicht verraten und zu viel hoffentlich auch nicht aus eigener Sentimentalität verklären.

Trotzdem halte ich diesen Film für ein gelungenes Denkmal für Michel Petrucciani.

 




 
 
 

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